Alte Pumpstation Aachen Hahn anno 1931

   

Stillgelegte Pumpstation als künftiges Museum?

Denkmalpflege im Rheinland
Hartmut Ochsmann
1989/3 S. 37-39

Vor einigen Monaten entdeckte man, dass in einer stillgelegten Pumpstation in Aachen Hahn noch die ursprüngliche technische Einrichtung aus der Erbauungszeit um 1930 vollständig erhalten geblieben ist. Der örtliche Geschichtsverein, der über eine umfangreiche Sammlung von Steinmetz Werkzeugen und –erzeugnissen verfügt, hatte das Bauwerk nach langer Zeit erstmals wieder öffnen lassen. Er wollte prüfen, ob es sich für eine Nutzung als Steinmetz Museum eignen würde. Jetzt überlegt man, ob und wie die Erhaltung der technischen Einrichtung und eine museale Umnutzung miteinander vereinbar sind.

Der ehemalige Betreiber der Pumpstation, das Wasserwerk des Landkreises Aachen, war 1909 gegründet worden um eine zentrale Wasserversorgung für den Landkreis einzurichten und zu unterhalten. Bei der Planung dieser Wasserversorgung folgte man einem Konzept, das durch die Diplomarbeit Ludwig Offergelds, eines Schülers des bekannten Aachener Wasserbau-Professors Otto Intze, vorgezeichnet war: Sammlung des Oberflächenwassers der Nordeifel mit Hilfe einer Talsperre im südlichen Kreisgebiet. Im Dreilägerbachtal erbaute das Wasserwerk in den Jahren 1909 bis 1911 eine Schwergewichtsstaumauer nach Intze, die leicht bogenförmig das Tal abschließt. Gleichzeitig entstand am Fuße der Staumauer eine Aufbereitungsanlage. Von dort, aus den Höhen der Nordeifel, wird seither das Wasser mit natürlichem Gefälle dem Versorgungsgebiet zugeleitet, das teilweise bis zu 300 Meter tiefer als die Talsperre liegt. Im Versorgungsgebiet übernehmen verschiedene Erd- und Turmbehälter die Aufgabe, Druckverluste auszugleichen und Vorrat für Abnahmespitzen zu speichern. Von diesen Hochbehältern ist der denkmalgeschützte Wasserturm in Bardenberg besonders bekannt und ein bedeutendes bautechnisches und architektonisches Dokument seiner Zeit. Er birgt einen Barkhausen-Wasserbehälter und ist in der Formensprache des Jugendstils gestaltet.

Schlicht, aber städtebaulich auch weniger bedeutend, stellt sich die Pumpstation in Hahn dar. Ihre Planung geht in die 20er Jahre zurück, als umfangreiche Maßnahmen zur Ausweitung der Wassergewinnung erforderlich wurden. Zwar hatten die ersten Gutachten anlässlich der Gründung des Wasserwerkes eine Sicherung der Wasserversorgung für über 20 Jahre durch die Dreilägerbachtalsperre verheißen, jedoch seigten die elf

 

Trockenmonate von 1921/22, dass nicht genügend Reserven
zur Verfügung standen. Daher baute das Wasserwerk 1925/26 zur Gewinnung weiteren Oberflächenwassers den Kallstollen, den damals größten Wasserleitungsstollen Deutschlands, der Wasser aus dem Kall- und Keltzerbach zur Dreilägerbachtalsperre abzuleiten hatte. Um auch Grundwasser in die Wasserversorgung mit einzubeziehen, errichtete das Wasserwerk 1928 bis 1931 die Pumpstation in Hahn. Das einfache, massive Bauwerk erhebt sich auf einem rechteckigen Grundriss von etwa neun mal zehn Metern und ist mit einem Flachdach überdeckt. Auf der Straßenseite erschließt ein doppelflügeliges Tor das Pumpenhaus, auf der rechten Seite eine hölzerne Eingangstür – hier befindet sich auch das einzige Fenster, das den ehemaligen Wärterraum belichtet. Die Außenwände des etwa acht Meter hohen Gebäudes bestehen bis zu zwei Drittel der Wandhöhe aus Werksteinmauerwerk und darüber bis zum Dach aus verputztem Mauerwerk, in das verschließbare Lüftungsfenster und Glasbau-steine zur Belichtung
eingemauert sind.

In dem Haus ist noch die ursprüngliche technische Einrichtung erhalten geblieben: Druckkessel, zwei Pumpen, verschiedene Absperrschieber und Laufkatzen für den Einbau der Pumpen. Außerdem hängt dort ein Wandplan, der Aufschluss darüber gibt, wie hier das Wasser gewonnen wurde. Unter dem Pumpenhaus reicht ein senkrechter, in Beton eingefasster Schacht von vier Meter Durchmesser 60 Meter weit in die Tiefe, der vor Errichtung des Bauwerkes in die wenig Wasser führenden oberdevonischen Gesteinsschichten abgeteuft worden war. In diesem Schacht befinden sich die Pumpenrohre sowie ein Leitersystem, die bis
in den untersten Teil, den so genannte Schachtsumpf, hinabreichen. An den Schachtsumpf ist horizontal ein bis zu 150 Meter langer Wasserlösungsstollen angegliedert, der die Wasser führenden devonischen Riffkalksteine querschlägig erschließt.

Zur Wasserförderung dienten die noch vorhandenen Bohrloch-wellenpumpen, die mit Drehstrommotoren arbeiteten. Die Motoren der Pumpen sind unmittelbar über dem Schacht angeordnet; ihre Welle verläuft senkrecht in den Schacht hinein, während sich der Pumpensatz unter Wasser an der Steigrohr-leitung befindet. Diese Pumpenart setzte man besonders zur Wasserhaltung im Bergbau ein. Sie besitzt einen niedrigen Wirkungsgrad, weil die zahlreichen Lagerstellen den Kraftver-brauch erhöhen, und konnte sich daher für Pumpaufgaben
der Wasserversorgung nicht behaupten. Für vergleichbare Arbeiten verwendete man später Unterwassermotorpumpen.

 


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